Im Rahmen eines Pilotprojekts der DGD Stiftung, der die Kliniken in Hemer angehören, arbeiten seit dem Sommer neun internationale Pflegefachkräfte in den beiden Hemeraner Krankenhäusern. Acht von ihnen stammen aus Tunesien, eine Pflegefachkraft aus Indien. Davon sind acht Mitarbeitende in der Stadtklinik tätig, eine weitere in der Lungenklinik.
Fachkräftemangel auch in Hemer deutlich spürbar
Um die pflegerische Versorgung auch in Zeiten des bundesweiten Mangels an Pflegefachkräften aufrechtzuerhalten, mussten insbesondere in der Stadtklinik Zeitarbeitskräfte eingesetzt werden. „Zeitarbeit kann zwar kurzfristig helfen, ist aber keine nachhaltige Lösung“, sagt Katrin Rummenhohl, Standortleitung Pflege an der Stadtklinik. „Die Mitarbeitenden aus den Zeitarbeitsfirmen verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern bringen auch Unruhe in die Teams. Unser Ziel ist es, qualifizierte Pflegefachkräfte langfristig zu gewinnen und stabile Pflegeteams aufzubauen.“
Internationale Rekrutierung als strategischer Baustein
Die Ansprache internationaler Pflegefachkräfte erfolgte durch das Projekt der DGD Stiftung über feste Kooperationspartner und Personalvermittlungen. Dabei werden klare ethische Standards eingehalten, unter anderem orientiert am WHO-Verhaltenskodex zur internationalen Anwerbung von Gesundheitsfachkräften. „Uns war wichtig, diesen Weg verantwortungsvoll zu gehen“, betont Gudrun Strohdeicher, Pflegedirektorin beider Kliniken. „Die Pflegefachkräfte sollen bei uns nicht nur arbeiten, sondern ankommen und bleiben.“
Drei Pflegefachkräfte, viele Gemeinsamkeiten
Zu den neuen Mitarbeitenden zählen Amel Ben Salem, Amal Ayed und Karima Habachi. Die drei Frauen stammen aus derselben Region in Tunesien, kennen sich seit vielen Jahren und haben teilweise bereits dort gemeinsam die Schule besucht. Alle absolvierten nach dem Abitur ein dreijähriges Pflegestudium mit internationalem Zertifikat und verfügen über langjährige Berufserfahrung im Krankenhaus. „In Tunesien hatten wir ein größeres Aufgabenspektrum“, berichtet Amal Ayed. „In Deutschland sind einige Tätigkeiten anders geregelt, daran mussten wir uns erst gewöhnen.“
Anerkennung und Einarbeitung fordern Geduld
Auch mit der formalen Anerkennung ihrer Abschlüsse ist der Einstieg in das deutsche Gesundheitssystem für internationale Pflegefachkräfte anspruchsvoll. „Die Kolleginnen bringen großes fachliches Know-how mit, müssen sich aber in die neuen Strukturen, rechtliche Vorgaben und Abläufe einfinden“, erklärt Pflegestandortleitung Katrin Rummenhohl. Gerade in der Anfangsphase sei es für die neuen, hoch motivierten Kolleginnen nicht leicht gewesen, ihr berufliches Selbstverständnis mit den neuen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.
Integration mit klarer Begleitung
In den DGD Kliniken Hemer werden die neuen Mitarbeiterinnen eng begleitet. Dazu gehören feste Mentoren auf den Stationen, eine individuell angepasste Einarbeitung sowie Unterstützung bei organisatorischen Fragen wie Aufenthaltsstatus, Behördengängen oder Wohnungssuche. „Die größte Veränderung waren für uns die Strukturen im Krankenhaus“, sagt Karima Habachi. „Auch die digitale Dokumentation war neu.“
Sprache als zentrale Herausforderung
Alle internationalen Pflegefachkräfte verfügten bei ihrer Einreise über ein B2-Sprachniveau. Dennoch bleibt vor allem die medizinische Fachsprache eine Herausforderung.
„Die Kommunikation ist das Schwierigste“, sagt Amel Ben Salem. „Aber die Teamarbeit hilft uns. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr hilfsbereit, verständnisvoll und unterstützen uns.“
Zwischen Heimweh und Zukunftsperspektive
Alle drei Pflegefachkräfte sind Mütter. Der Schritt nach Deutschland bedeutete eine vorübergehende Trennung von ihren Familien und Kindern. „Das ist emotional sehr belastend“, sagt Karima Habachi. Gleichzeitig waren bessere Bildungs- und Zukunftschancen für die Kinder ein entscheidender Beweggrund.
Die Ehemänner absolvieren bereits Deutschkurse, denn der Familiennachzug ist für alle das wichtigste Ziel. „Das Leben hier bietet viele Möglichkeiten und wir sind dankbar für die Chance, neue Erfahrungen zu machen“, sagt Amal Ayed. „Unsere Heimat aber bleibt Tunesien. Urlaub machen wir immer dort.“
Positive Bilanz nach den ersten Monaten
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten haben sich die neuen Pflegefachkräfte in den Teams der DGD Kliniken Hemer sehr gut etabliert. „Alle haben ihren Platz gefunden“, so Pflegedirektorin Gudrun Strohdeicher. „Sobald die sprachlichen Hürden weiter abgebaut sind, wird sich das volle Potenzial der Kolleginnen noch stärker zeigen. Integration braucht Zeit, aber sie ist der Schlüssel dafür, dass die Fachkräfte langfristig in Hemer bleiben.“
